SCHMUCKSTÜCK MIT BLESSUREN

HISTORISCHES RATHAUS JAGSTHAUSEN

Ein wahres Kleinod ist das historische Rathaus der Gemeinde Jagsthausen. Auch wenn es schon 1981 seine ursprüngliche Funktion verloren hat, beherrscht es noch heute den zentralen kleinen Platz mit dem Marktbrunnen. Und eben deswegen war es wichtig, die üppig geschmückte und dekorierte Fassade des Gebäudes zu konservieren.

Vorneweg: Die Dekorationen des Giebels waren im Laufe viele Jahrhunderte Stück für Stück gewachsen. Eine einheitliche Programmatik fehlt in diesem Kanon aus Farben, Formen und Figuren. Die jüngsten Zutaten – kleinere ‚blinde‘ Wappentafeln – wurden sogar erst mit der letzten Instandsetzung 1981 in Brettschichtholz hinzugefügt. Trotzdem war es das konservatorische Ziel, diese Vielfalt zu erhalten und weiter abzubilden.

Das ursprüngliche Dekor dürfte sich auf eine, in Goldocker gefasste Fachwerkfassaden beschränken, auf dessen Seiten Rollwerke direkt aus den liegenden Stuhlständern und Kehlbalken herausgeschnitzt sind. Erst im 19. Jahrhundert wird die Fassade sodann augenscheinlich um Blumen-, Obst- und Figurenmotive ergänzt. Auffallend ist die hohe und subtile Farbigkeit dieser Ergänzungsteile. Mit vielen Farbverläufen und Fabelwesen erzeugt diese, flach auf die Fachwerkhölzer aufgesetzte Ergänzung, für eine kleinteilige Tiefe der Fassade. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten konnten diese, offensichtlich vorproduzierten Formteile daher auch zerstörungsfrei abgenommen und später wieder an der ursprünglichen Stelle angebracht werden. Ergänzt wurde der, damals schon üppige Dekor dann schlussendlich 1981 mit zusätzlichen Wappentafeln und Schildern – in Schichtholzqualität …

Im Rahmen der Instandsetzungs- und Konservierungsarbeiten haben wir es uns nicht nehmen lassen, die Geschichte dieser Fassade fortzuschreiben und haben einzelne, bis dahin blinde Wappentafeln, mit Motiven unserer Zeit gefüllt. Darunter das heutige Gemeindewappen der Gemeinde Jagsthausen und das ‚Zunftzeichen‘ der Bauforscher.

Der Zahn der Zeit hat an der Fassade kräftig genagt. Die, an vielen Stellen aufgerissenen und aufgerollten mehrfachen Überfassungen der ursprünglichen Fassungen, boten keinen fungierenden Schutz der Fassadenhölzer mehr gegen die Witterung. In enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg und der Unteren Denkmalschutzbehörde im Landkreis Heilbronn wurden zunächst jüngere, schädigende Überfassungen abgelöst und Schadstellen freigelegt. Nach passgenauen Holzergänzungen wurde die Fassade in einer Kompromissgestaltung zwischen ursprünglichem Fassungsbefund letzter bekannter Gesamterscheinung neu überfasst. [FMS]

GEMARKUNG

Gemeinde Jagsthausen

BAUALTER

1513-a-

STATUS

Kulturdenkmal (§2 DSchG)

NUTZUNG

Museumsnutzung

BAUHERR

Gemeinde Jagsthausen

LEISTUNGEN S.P

  • Bestandsvermessung
  • Bestandsdokumentation GKS III
  • Planung und Ausführungsüberwachung (LPH 01-09)
  • Verlaufsdokumentation

MASSNAHMEN

  • Restauratorische Freilage und Sicherung
  • Restauratorische Instandsetzung Fassaden

VOLUMEN

UMSETZUNGSZEITRAUM

2015 bis 2018