Die Sanierung eines Teils eines der ältesten Gutshöfe im Landkreis Heilbronn hat begonnen. Und die Aufgaben sind umfangreich. Das 35 Meter lange Holztragwerk wirkt endlos lang. Keine leichte Aufgabe für unser Team aus Bauforschern und Architekten. Den jedes einzelne Holzbauteil des denkmalgeschützten Gebäudes muss kartiert, nummeriert und begutachtet werden um entscheiden zu können, was auf welche Weise instandgesetzt werden kann um so wenig wir möglich von der wertvollen, alten Bausubstanz zu verlieren.

In dem kommenden Monaten werden hier moderne Wohnungen auf dem Hofgut Maisenhälden auf der Gemarkung Möckmühl, mit einen einzigartigen Charme eines alten Fachwerkhauses entstehen. Und der Clou: Das Anwesen liegt fern ab auf einer Anhöhe, von der aus man ein 360 Grad Panorama ins Unterlandgenießen kann.

Aus den Quellen des Archivs in Assumstadt (OT von Züttlingen), die in einer 1987 von nicht leserlicher Hand verfassten Niederschrift vorliegen, geht hervor, dass Maisenhälden bereits im 13. Jahrhundert als Ort (Dorf) bekannt gewesen sein soll. Für die Jahrhunderte bis zum 30jährigen Krieg ist nicht viel über Maisenhälden in Erfahrung zu bringen, außer dass es in der „pfälzischen Zeit des Amtes Neuenstadt (1446-1504) zu jenem gehörte und im Jahr 1495 sechs Gulden „Willgeld“ an den pfälzischen Amtmann zu Neuenstadt zu zahlen hatte, die dieser selbst angeschlagen hatte. „Sonst ist der Weiler Meysenhälden dem Pfalzgrafen nicht bekannt, außer zehntbar“ (Quelle Jahrbücher für Württembergisch Franken, 7, S. 553, 560).
1520 erscheint Maisenhälden als Zubehör des württembergischen Amtes Möckmühl und 1538 werden „Schultheiß und Gemein“(de) genannt, der Ort wird als Dorf bezeichnet. (Möckmühler Stadtbuch). 1574 finden in M. Güterverkäufe an die Familie von Hardtheim statt und 1624 scheint der Ort ein würzburgisches Lehen geworden zu sein. (Öttinger,Landbuch S.129).
Danach berichten die Quellen von einer Totalzerstörung des Ortes während des Dreißigjährigen Krieges, wobei ein Datum dieses Geschehens und der Umfang des damaligen Bautenbestandes völlig im Dunkel bleiben.
1676 erscheinen die Herren von Ellrichshausen (ursprünglich aus der Nähe von Jagstheim/Crailsheim) als Eigentürmer des Ortes. Sie besitzen daneben auch den Ort Züttlingen, und die benachbarten Güter Assumstadt und Ernstein, die augenscheinlich als große Güter bis 1789 durch angestellte „Geiselmaier“ oder „Saatbauern“ bewirtschaftet wurden. Nach dem Tod des Reinhard von Ellrichshausen wurden die Güter bis 1813 bzw.1818 verpachtet.

1818 übernahm Fritz (Friedrich) von Ellrichshausen (1792-1859) die Leitung des Gutsbetriebes in Maisenhälden und brachte mit viel Sachverstand einige Neuerung in den landwirtschaftlichen Betrieb ein. Er teile die Gutsfläche in sieben „Schläge“ ein und ließ diese mit Obstbaumpflanzungen abgrenzen, vermehrte den Anbau von Futtermitteln und vergrößerte die Viehwirtschaft. In die Wirkungszeit des Fritz von Ellrichshausen (ca.1818-1846) fallen die ältesten, oberirdischen Bauzeugen in Maisenhälden. Unter dem früheren Gutshaus (Maisenhälden 1) an der südwestlichen Ecke der heutigen Viereck-Anlage besitzt auch unser hier behandeltes Verwalterhaus im Unterbau noch ältere Baureste in Form von Kellerbauwerken aus dem 16.-18.Jahrhundert, die in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts dann mit erneuerten, bzw. teils neu errichteten Wohn- und Wirtschaftsbauten zur heute noch ablesbaren Viereckanlage geformt worden sind.

Der 30 Meter lange „Verwalter“-Bau entstand in mehreren Etappen. Eine Bauinschrift nennt 1779, eine andere einen Umbau von 1869, als Entstehungsdaten des Objektes. Dabei bleibt zweifelsohne der kleine Gewölbekeller unter dem Haus zunächst die noch ältere Bauspur; Und der daran angefügte Keller mit flacher Decke zeigt an seiner Ostseite noch spärliche Reste und Merkmale eines Bauwerks des 16. Jahrhunderts.

Gut zu erkennen ist im ganzen Bauwerk, dass es mehrfach während der vergangenen 200 Jahren den ökonomischen Anforderungen der sich wandelnden Epochen angepasst wurde, wobei es augenscheinlich bei diesen Veränderungen immer streng nach dem unbedingt notwendigen ging. Für Bauschmuck und besondere Ausstattungen gab es augenscheinlich nie Anlass. Das Gebäude ist geprägt von den nüchternen Funktionen des Wohnhauses eines angestellten Verwalters und den Anforderungen eines bäuerlichen Speicherbaus. [Text: GS]

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